Vorbemerkung zu AIMEE

Vorbemerkung: „I M AIMEE“ also „Ich bin AIMEE“ ist natürlich als Provokation gedacht, denn es basiert auf dem lateinischen „cogito, ergo sum“ / „Ich denke, also bin ich.“ Da aber eine Künstliche Intelligenz (KI) nicht im menschlichen Sinne denken kann, kann sie ebenso kein Bewusstsein entwickeln. Als ich 2017 ein gutes Jahr lang für mein „Hyperspective“-Projekt „Music for Alexander Gerst“ komponierte, kam hierbei erstmals die von meinem Team entwickelte KI A.I.M.E.E. „geballt“ zum Einsatz. In „The AIMEE Statement“ stellte sich die KI den ZuhörerInnen eine dreiviertel Minute lang selbst vor und begann ihre Botschaft mit den Worten „Hi, this is AIMEE.“ / „Hallo, dies ist AIMEE.“ – Das passt, aber „Ich bin AIMEE“ wäre unwahr gewesen.

Die Antwort auf die Frage „Gibt es Kreativität auf Knopfdruck (oder kann man solches erlernen)?“ kann zum ersten Halbsatz mit einem klaren „Nein“ beantwortet werden. Ich behaupte aus meiner Erfahrung heraus, dass es schlichtweg unmöglich ist, in seinem Gehirn einen virtuellen Schalter zu betätigen und schwupps, die neuen Inspirationen fliegen einem im Schädel herum. Es ist nämlich genau dieser Wunsch, der im Grunde das gesamte Wesen von Kreativität missversteht. Ideen kann es nicht sozusagen am Fließband geben und Inspirationen entstehen erst ohne diesen Fehlgedanken im Kopfen. Wichtig zu wissen ist aber: Jeder Mensch kann sich die Ausgangsbedingungen schaffen, um kreativ zu sein. Meine Antwort auf Halbsatz 2 lautet daher: „Ja und Nein“, denn es kommt auch hier auf das Individuum an. Genauso, wie man sich, wenn man ein Team zusammenstellt, die besten Leute für einen Teilbereich der zu erledigenden Arbeit aussucht, muss man diejenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auswählen, die am empfänglichsten für Inspirationen sind.

Die britische TV- und Radio-Moderatorin Jameela Jamil sagt: „Umgib dich mit Menschen, die dich inspirieren und lerne von ihnen so viel du kannst.“ Das ist die Arbeitsweise von Künstlichen Intelligenz-Systemen (KIS). Sie haben kein Bewusstsein sondern imitieren es nur, indem sie jede Sekunde, jeden Tag, immerzu lernen, lernen. lernen. So wie ein guter Schauspieler irgendwann in einer Rolle als Mörder aufgeht, ohne selbst irgendeinen Gedanken daran zu verschwenden, selbt zu töten, sind gut mit Wissen ausgestattete und im Umgang damit trainierte KIS „auf den ersten Blick“ nicht von dem zu unterscheiden, was sie imitieren. Allein schon dadurch, dass sie so unfassbar viele Daten über das Gebiet haben, wofür sie eingesetzt wurden, wirken sie auf uns intelligent. Sexy werden sie dann, ähnlich jemandem – darf ich das sagen? – der sich an uns heranmacht, vollgestopft mit Wissen über unsere Vorlieben, Stärken und Schwächen, und uns suggeriert, dass wir liebenswert sind, wenn sie uns emotional ansprechen.

Sie ahnen, auf was ich hinaus will. Thomas Alva Edison, war sich sicher: „Genius ist zu 1% Inspiration und 99% Transpiration.“